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Ein Rückblick
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Das bleibt hängen von der WM 2018

Die Fussball-WM 2018 ist Geschichte. Frankreich ist (verdienter) Weltmeister. In Erinnerung bleiben uns aber auch andere Geschichten.

Standards sind fast alles: Noch nie sind an einem Turnier derart viele Tore nach Standards gefallen. Auch Weltmeister Frankreich hat sich diese Situationen zunutze gemacht. Sie sind der direkteste und "einfachste" Weg zum Torerfolg.

Defense first - und das kann jeder: Vor allem in der Vorrunde zeigte sich immer wieder ein ähnliches Bild: Eine Mannschaft will nicht und die andere kann nicht. Mittlerweile sind fast alle Nationen in der Lage gut zu verteidigen. Selbst vermeintlich spielstarke Mannschaften wie Spanien oder Deutschland haben sich an eben jenen Mannschaften aufgerieben. Offensive ist nun mal schwieriger zu trainieren als eine stabile und gut geordnete Defensive.

Ballbesitz heisst nix: Bestes Beispiel ist der WM-Final. Kroatien hatte deutlich mehr Ballbesitz, aber blieb gegen Frankreich letztlich doch chancenlos. Tot ist der "Ballbesitz-Fussball" wie in Deutschland oder Spanien pflegen sicherlich nicht, doch an diesem Turnier war er nicht erfolgreich.

Die gefallenen Weltmeister: Deutschland, Spanien, später auch Brasilien - viele Titelfavoriten mussten ihre Segel früh streichen. Am Ende hat sich zwar doch ein solcher durchgesetzt, doch es gibt viele bitter Enttäuschte, die einen Neuanfang planen. Überraschungen waren beinahe an der Tagesordnung.

Die Doppeladler-Affäre: Aus Schweizer Sicht bleibt nach dem enttäuschenden Achtelfinal-Aus gegen Schweden vor allem auch die Diskussion um die Doppelbürger hängen. Der Verband hat sich für getätige Aussagen öffentlich entschuldigt. Ob damit die Diskussionen verschwinden, ist indes fraglich. Ebenso ist noch unklar, wie die Mannschaft in Zukunft aussehen wird und welche Änderungen oder gar Rücktritte es geben wird.

Gute Schiris: Selten wie nie zuvor standen die Unparteiischen im Mittelpunkt. Natürlich wurde viel über VAR diskutiert, doch die Leistung der Schiedsrichter insgesamt war stark. Krasse Fehler waren selten und konnten korrigiert werden. Polemiken blieben grösstenteils aus.

Die hohe Schauspielkunst: Neymar hat sich mit seinen Schwalben weltweit der Lächerlichkeit preisgegeben. Dennoch scheint er nicht im Traum daran zu denken, künftig auf diese zu verzichten. Ob dieser Trend anhält oder (endlich) eine Abwendung folgt, muss die Zukunft weisen.

Europa dominiert: Südamerikaner oder Afrikaner machten zwar auf den Rängen viel Lärm und agierten auf dem Platz mit grosser Leidenschaft, doch die "nüchternen" Europäer setzten sich einmal mehr durch. Zum vierten Mal in Folge stammt der Weltmeister aus Europa.

Fussballkunst gibt's woanders: Die ganz hohe Fussballkunst war an der WM nur in seltenen Fällen zu sehen. Nationaltrainer haben schlicht zu wenig Zeit, um ausgeklügelte System zu entwickeln, wie es Klubmannschaften können. Auch deshalb waren viele der 64 Spiele eher schwere Kost.

Völker-Verständigung: "Russen sind Vodka saufende Bären" - "die ganze Welt hasst Russen" - tatsächlich hat es die WM geschafft, Vorurteile auf "beiden Seiten" abzubauen. Die Völkerverständigung in den Stadien und Städten klappte. Die Frage lautet nun, ob dies auch einen nachhaltigen Effekt hat.

Ein fast perfekter Organisator: Russland kann Sport-Grossveranstaltungen. Was sich schon bei Sotschi 2014 zeigte, wurde nun fortgesetzt. Der Ablauf der WM verlief ohne Probleme. Fans wurden mit offenen Armen empfangen und konnten sich im angeblich so restriktiven Land frei bewegen und auch feiern. Auch hier stellt sich allerdings bereits die Frage, was davon bleiben wird.

Das Warten beginnt: Vier Jahre dauert es bis zur nächsten WM - und diese wird keine Sommer-Party, sondern fällt mitten in die Vor-Weihnachtszeit. Bis zum nächsten weltweit grossen Fussballfest im Sommer dauert es also sogar acht Jahre...

  psc       16 Juli, 2018 09:53
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